Elterninstinkt im Gehirn gefunden

27. Februar 2008

Das menschliche Gehirn reagiert auf Säuglinge anders als auf Erwachsene.

Eine mögliche Grundlage für den elterlichen Instinkt wurde im Gehirn gefunden, so ein Team unter Leitung von Wissenschaftlern der Universität Oxford.

Ein Forschungsbericht des Teams, der in der frei zugänglichen Fachzeitschrift PLoS One veröffentlicht wurde, beschreibt, wie eine Region des menschlichen Gehirns, der so genannte mediale orbitofrontale Kortex, schnell auf die Gesichter unbekannter Säuglinge reagiert, nicht aber auf die Gesichter unbekannter Erwachsener. Der mediale orbitofrontale Kortex befindet sich im vorderen Teil des Gehirns, direkt über den Augäpfeln: Er ist eine Schlüsselregion des emotionalen Gehirns und scheint belohnungsbezogene Reize in der Umwelt zu überwachen.

“Wir haben herausgefunden, dass der mediale orbitofrontale Kortex innerhalb einer Siebtelsekunde eine hohe Aktivität zeigt, wenn eine Person ein Kindergesicht sieht, nicht aber ein Erwachsenengesicht”, sagte Dr. Morten Kringelbach vom Oxford Department of Psychiatry, der die Arbeit zusammen mit Professor Alan Stein leitete. Diese Reaktionen sind mit ziemlicher Sicherheit zu schnell, um bewusst gesteuert zu werden, und sind daher wahrscheinlich instinktiv.”

Das Ergebnis könnte wichtige Auswirkungen auf die Behandlung von postnatalen Depressionen haben, von denen etwa 13 % der Mütter im Vereinigten Königreich betroffen sind. Depressionen werden mit einer veränderten Aktivität im nahe gelegenen subgenualen cingulären Kortex in Verbindung gebracht, der eng mit dem medialen orbitofrontalen Kortex verbunden ist. Dies unterstützt die Möglichkeit, dass Veränderungen der Aktivität im medialen orbitofrontalen Kortex als Folge von Depressionen die elterliche Reaktionsfähigkeit beeinträchtigen können.

Die Forscher verwendeten an der Aston University eine Neuroimaging-Methode namens Magnetoenzephalographie, um die Gehirnaktivität von Freiwilligen zu beobachten, die einen Knopf drückten, sobald ein Kreuz auf dem Bildschirm die Farbe wechselte. Zwischen diesen Farbwechseln wurden kurz für eine Drittelsekunde Bilder von Gesichtern von Kindern und Erwachsenen gezeigt, die für die Lösung der Aufgabe nicht wichtig waren.

‘Unser Experiment hat gezeigt, dass der mediale orbitofrontale Kortex möglicherweise die notwendige emotionale Markierung von Kindergesichtern als etwas Besonderes vornimmt und eine Schlüsselrolle beim Aufbau der elterlichen Bindung spielt’, so Professor Alan Stein. Weitere Forschungen könnten klären, ob die von uns beobachteten Reaktionen auf Kindergesichter durch Depressionen beeinträchtigt oder sogar gedämpft werden.’

Die Forscher hoffen, dass die Ergebnisse den Fachleuten des Gesundheitswesens helfen könnten, Maßnahmen zur Unterstützung gefährdeter Eltern zu entwickeln.

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