Ich kann mich kaum an das erste Mal erinnern, als ich meinen Mann schlug. Wir hatten einen kleinen Streit (worüber, weiß ich nicht mehr), der auf die übliche Weise eskalierte. Wir stellten uns beide hin und zogen den anderen auf unsere Seite.

Sein rotes Gesicht war nahe an meinem. Unsere Stimmen wurden lauter. Beschimpfungen begannen. Ich fühlte mich, als wäre Lava in meine Blutbahn gegossen worden, und ich wurde in Richtung dieser unverzeihlichen Linie der Gewalt getrieben. “Ich kann nicht glauben, dass das passiert”, dachte ich, als sich meine Faust schloss und ich sie seitlich in sein Gesicht schleuderte. Es war nicht so, dass ich eine Wahl getroffen hätte. Es war eher so, dass mein benebeltes, überhitztes Gehirn einfach losließ und abwartete, was passierte.

Als Kind verlor ich ständig die Beherrschung. Meine Frustration katapultierte sich in Wut und übersprang alle Stufen von leicht wütend bis hin zu rasend vor Wut. Ich war wie einer dieser gefährlichen Grand-Prix-Rennwagen, die in Sekundenschnelle von Null auf Hundert gehen.

Als ich 12 Jahre alt war, hatte ich in jedem Zimmer des Hauses unserer Familie gegen jede Wand geschlagen und mit Gegenständen geworfen. Ich hatte das Glasschiebefenster eingetreten, weil der Hund nicht aufhörte zu bellen. Ich hatte meinen Plattenspieler in meine Modellpferdesammlung geschleudert, weil mein Jackson-Five-Album immer wieder aussetzte. Ich bin nicht in einem gewalttätigen Haushalt aufgewachsen, obwohl meine Mutter mit einer psychischen Krankheit zu kämpfen hatte. Der Missbrauch, den ich erlitt, war meist emotional und verbal.

Aber es schien, dass ich meiner Wut ausgeliefert war. Es begann immer mit diesem Gefühl von heißer Lava, und ehe ich mich versah, hatte ich einen Teller Rührei gegen die Wand geworfen, wissend, dass ich mich völlig daneben benommen hatte, aber ich fühlte mich für ein paar Sekunden absolut erleichtert. Und dann lähmende Scham.

Mein Mann und ich waren noch nicht einmal verheiratet, als ich ihn das erste Mal schlug. Danach habe ich versucht, das Geschehene zu rationalisieren. Ich redete mir ein, dass ich ihm nicht wehgetan hatte. Wie könnte ich mit meinen 1,70 m seine stramme Statur von 1,80 m verletzen, oder? Ich schwor mir, dass es nicht passieren würde. Aber es passierte trotzdem.

Meine Wut wurde mein größtes Geheimnis. Immer wenn ich mich mit meiner Schwester oder meiner besten Freundin über unsere Ehemänner unterhielt, stimmte ich zu, dass Männer einen verrückt machen können, ja. Aber ich ließ immer den Teil aus, in dem ich meinen Mann schlug oder ohrfeigte. Ich habe nicht wirklich gelogen. Außerdem, so sagte ich mir, passiert das fast nie.

Aber ich wusste, dass es falsch war. Ein Kind zu sein, das leblose Gegenstände schlägt, ist eine Sache, aber eine erwachsene Frau zu sein, die ihre Wut ins Gesicht ihres Mannes richtet, ist etwas ganz anderes. Jedes Mal, wenn es passierte, entschuldigte ich mich ausgiebig. Jedes Mal verzieh mir mein Mann, und ich schwor mir, dass es nie wieder passieren würde. Aber es passierte immer.

Ich begann mich zu fragen: War ich die einzige Frau, der es so erging? Ich hörte nie, dass eine meiner Vertrauten etwas Ähnliches erzählte. Experten zu diesem Thema erwähnen oft, wie wenig über dieses Verhalten berichtet wird; es wird als “das am wenigsten gemeldete Verbrechen” bezeichnet. Obwohl eine Studie der Centers for Disease Control und des US-Justizministeriums aus dem Jahr 2011 besagt, dass in jenem Jahr mehr Männer als Frauen Opfer von Gewalt in Paarbeziehungen wurden, wird das Verhalten in vielen Kreisen einfach abgetan. Im Fernsehen wird eine Frau, die einem Mann eine Ohrfeige gibt, als rechtschaffener Triumph dargestellt. Du schaffst das, Mädchen!

Aber ich fühlte mich außer Kontrolle. Meine Wut war eine Dampfwalze, die jede andere Emotion erdrückte. Was auch immer an Gefühlen darunter war, war darunter gefangen.

Ich sagte mir, dass eine Paartherapie die Lösung sei. Mein Mann und ich würden lernen, ein für alle Mal miteinander zu kommunizieren, und tatsächlich näherten wir uns in diesen Monaten einem friedlicheren Ort. Wir setzten uns mit unseren Mutterproblemen auseinander. Wir lernten, besser zuzuhören und zu argumentieren. Wir zogen bessere Grenzen. Aber diese Gefühle begannen an die Oberfläche zu drängen und verlangten danach, gefühlt zu werden.

Kleine Dinge konnten meine Lunte entzünden. Er ließ Kleidungsstücke auf dem Boden liegen, und schon bald waren wir in einen heftigen Streit verwickelt, bei dem ich nichts anderes tun konnte, als meine Lieblingsblumenvase zu nehmen und sie quer durch den Raum zu schleudern. Einfache Diskussionen über unseren nächsten Urlaub gaben mir das Gefühl, im Treibsand zu ertrinken, aufgefressen von Emotionen. Als ich einen Kuchen quer durch die Küche warf – direkt auf meinen Mann – war das ein Moment der Abrechnung. Mein Eheberater empfahl mir, seinen Kollegen allein aufzusuchen. Ich brauchte Einzelsitzungen für meine eigene Wut.

Er hatte eine Lösung für mich, obwohl ich anfangs skeptisch war. Er sagte mir, ich solle schreiben, wann immer ich wütend werde. Ich musste versprechen, dass ich, wenn mich die Wut überkam, die unmittelbare Situation verließ und alles, was ich fühlte, auf dem Blatt ausschüttete. Keine Bearbeitung. Kein Zensieren.

Ich schrieb wie eine Lokomotive. Ich unterbrach schlüpfrige Unterhaltungen mit meinem Mann, um mich auf der Seite Luft zu machen. Wenn sein Tonfall einen Nerv traf oder ich ihn mit den Augen rollen sah, sparte ich mir meine Meinung darüber für mein Tagebuch auf. Ich konnte nicht glauben, dass etwas so Einfaches etwas lösen konnte, das mich so lange geplagt hatte. Aber schließlich begann sich etwas in mir zu verändern. Ich verspürte nicht mehr den Drang, Dinge zu werfen. Zum ersten Mal hatte ich meine Wutausbrüche unter Kontrolle.

Manchmal spüre ich immer noch, wie sich diese kochende Lava in meiner Brust ausbreitet. Streitigkeiten kommen vor. Wir sind verheiratet. Aber ich lasse mich nicht mehr darauf ein. Ich greife nach meinem Tagebuch oder dem nächstgelegenen Stück Papier und explodiere auf der Seite.