Labiales melanotisches Makelchen: Ein potenzieller Fallstrick in der konfokalen Reflexionsmikroskopie

Einführung

Labiale melanotische Makula (LMM) sind gutartige pigmentierte Läsionen, die auf der Schleimhaut und am mukokutanen Übergang schwer von Melanomen zu unterscheiden sein können. LMM sind sekundär auf eine variable Zunahme von Melanin in der Basalschicht zurückzuführen, die zu einer Hyperpigmentierung der basalen Keratinozyten zusammen mit einer Zunahme der Anzahl von Melanophagen und einer normalen oder leicht erhöhten Anzahl von Melanozyten führt.

Die konfokale Reflexionsmikroskopie (RCM) ist ein neues, nicht-invasives bildgebendes Verfahren, das aufgrund seiner diagnostischen Verwendungsmöglichkeiten bei vielen Hautpathologien erhebliche Anerkennung gefunden hat.

Hier berichten wir über die RCM-Befunde in 4 Fällen von LMM und diskutieren die Bedeutung dieser Befunde im Hinblick auf RCM-Kriterien anderer pigmentierter Läsionen.

Fallberichte

Fall 1. Eine 55-jährige Frau stellte sich mit einer Anamnese eines pigmentierten Makels an der Unterlippe vor. Die Läsion trat schleichend über einen Zeitraum von 6 Monaten an der linken lateralen Seite der Unterlippe auf. Die klinische Untersuchung ergab ein braun-graues, 5 mm großes Makel (Abb. 1a). Die Dermoskopie zeigte eine unscharfe, heterogen pigmentierte Läsion (Abb. 1b). Die RCM zeigte eine normale Epidermis mit einem wabenförmigen Muster und ohne atypische Zellen sowie an der dermo-epidermalen Grenzfläche (DEJ) helle, feuerfeste Zellen, die die dermalen Papillen umgaben (Abb. 1c). Ein erheblicher Anteil dieser Zellen waren Melanozyten von unterschiedlicher Größe und Form und mit deutlich verzweigten Dendriten. Die Läsion wurde biopsiert, und die histopathologische Auswertung ergab einen lentiginösen Hintergrund mit hyperpigmentierten Keratinozyten (Abb. 1d). Es gab Hinweise auf eine dermale Elastose und keine zytonukleäre Atypie bei den Melanozyten. Die Immunfärbung mit dem Melan-A-Antikörper bestätigte eine mäßige Zunahme der Zahl der basalen Melanozyten mit verzweigten Dendriten, die sich bis in die suprabasalen Schichten der Epidermis erstreckten und manchmal den sich ausbreitenden Ästen eines Baumes ähnelten (Abb. 1e).

Fig. 1

a Klinisches Bild der Unterlippe der Patientin mit einem grau-braunen heterogenen Makel. b Dermoskopisches Bild mit unspezifischer amorpher Pigmentierung. c RCM-Bild mit vergrößerten dermalen Papillen, die von großen atypischen dendritischen Zellen umgeben sind. d Histopathologisches Bild mit linsenförmigem Hintergrund und zahlreichen hyperpigmentierten Keratinozyten. ×100. e Melan-A-Immunfärbung, die eine Zunahme von stark dendritischen Melanozyten in der Basalschicht zeigt. ×400.

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Fall 2. Ein 60-jähriger Mann stellte sich mit einer langjährigen Geschichte eines pigmentierten Makels an der Unterlippe vor. Die klinische Untersuchung ergab ein braunes homogenes Makel von 3 mm Größe (Abb. 2a). Die Dermoskopie zeigte ein Netzmuster (Abb. 2b). Die RCM zeigte eine normale Epidermis und zahlreiche atypische dendritische Zellen an der DEJ (Abb. 2c). In Anbetracht des gutartigen klinischen und dermatoskopischen Erscheinungsbildes der Läsion wurde keine Biopsie durchgeführt.

Abb. 2

a Das klinische Bild der Unterlippe der Patientin zeigt ein kleines, diskretes, homogen pigmentiertes Makel. b Dermoskopische Aufnahme der Läsion, die ein braunes, gleichmäßig pigmentiertes Makel mit einem netzartigen Muster zeigt. c RCM-Aufnahme, die mehrere atypische dendritische Zellen um die dermale Papille zeigt.

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Fall 3. Eine 26-jährige Frau stellte sich mit einem pigmentierten Makel an der Unterlippe vor, der 2 Jahre zuvor aufgetreten war. Die Läsion war homogen, braun/schwarz und maß 4 × 3 mm (Abb. 3a). Die Dermoskopie zeigte ein gutartiges sogenanntes hyphales Muster (Abb. 3b). Die RCM zeigte eine normale Epidermis und dendritische Zellen an der DEJ (Abb. 3c). Die Läsion blieb während der konsekutiven digitalen Überwachung unverändert.

Abb. 3

a Klinisches Bild eines pigmentierten Makels an der Unterlippe, der einen homogenen, braunen/schwarzen Aspekt zeigt und 4 × 3 mm groß ist. b Dermoskopie zeigt ein gutartiges “hyphales” Muster. c RCM zeigt eine normale Epidermis und dendritische Zellen an der DEJ (Pfeile).

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Fall 4. Eine 37-jährige Frau wurde zur dermatologischen Überwachung ihrer Naevi überwiesen. Bei der Patientin wurden 2 pigmentierte Flecken an der Unterlippe festgestellt, die 1 Jahr vor der Vorstellung aufgetreten waren (Abb. 4a). Die klinische Untersuchung und die Dermatoskopie (Abb. 4b) waren unauffällig. Die RCM zeigte einige dendritische Zellen an der DEJ (Abb. 4c). Die Läsion blieb während der konsekutiven digitalen Überwachung unverändert.

Abb. 4

a Klinisches Bild mit zwei homogen pigmentierten Makeln an der Unterlippe. b Dermoskopie mit leicht pigmentierten Makeln mit netzartigem Muster. c RCM zeigt einige dendritische Zellen an der DEJ (Pfeile).

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LMM sind in der täglichen Praxis häufig anzutreffen und können schwer von malignen Melanomen der Schleimhaut zu unterscheiden sein. Die RCM, ein neuartiges, nicht-invasives bildgebendes Verfahren, ist inzwischen weithin als zuverlässiges Instrument zur Unterscheidung zwischen gutartigen und bösartigen melanozytären Wucherungen der Haut anerkannt.

Besonders bemerkenswert ist, dass in unseren 4 Fällen von LMM das auffälligste RCM-Zeichen das Vorhandensein von reichlich und hochgradig dendritischen Zellen an der DEJ war, die sich in der Histologie als normale Melanozyten erwiesen. Diese Befunde stehen im Einklang mit früheren histopathologischen Untersuchungen von LMM, die eine Zunahme von dendritischen Melanozyten in diesen Läsionen beschrieben, die auf die Basalschicht beschränkt sind und keine Nestbildung aufweisen.

Bei aktinischen Lentigines, dem häufigsten Typ gutartiger pigmentierter Makulae der Haut, sind dendritische Zellen mit der RCM nicht nachweisbar, möglicherweise weil bei diesen Läsionen die Mehrzahl der in der Basalschicht der Epidermis vorhandenen Melanozyten in der Dermis suspendiert ist und als “Pendelmelanozyten” bezeichnet wird. Andererseits wird das Vorhandensein von dendritischen Melanozyten auf der RCM als wichtiges Diagnosekriterium für Lentigo maligna angesehen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass LMM aufgrund des Vorhandenseins von atypischen dendritischen Zellen in der Epidermis auf der RCM nicht mit einer malignen Läsion verwechselt werden sollte. Die RCM-Kriterien für Lentigo maligna könnten, wenn sie auf solche Läsionen angewandt werden, zu einer falschen Positivität führen, wenn diese Unterschiede zwischen Haut und Schleimhaut übersehen werden. Es sind weitere Studien erforderlich, um spezifische RCM-Kriterien für pigmentierte Läsionen der Schleimhaut zu definieren.

Disclosure Statement

Die Autoren haben keinen Interessenkonflikt offen zu legen.

  1. Lin J, Koga H, Takata M, et al: Dermoscopy of pigmented lesions on mucocutaneous junction and mucous membrane. Br J Dermatol 2009;161:1255-1261.
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  2. Ho KK, Dervan P, et al: Labial melanotic macule: a clinical histopathologic and ultrastructural study. J Am Acad Dermatol 1993;28:33-39.
    Externe Quellen

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    • ISI Web of Science

  3. Sexton FM, Mais JC: Melanotic macules and melanoacanthomas of the lip. Eine vergleichende Studie mit Zählung der basalen Melanozytenpopulation. Am J Dermatopathol 1987;9:438-444.
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  4. Moore RT, Chae KA, Rhodes AR: Laugier- und Hunziker-Pigmentierung: eine lentiginöse Vermehrung von Melanozyten. J Am Acad Dermatol 2004;50(suppl):S70-S74.
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    • ISI Web of Science

  5. Noblesse E, Nizard C, Cario-André M, et al: Skin ultrastructure in senile lentigo. Skin Pharmacol Physiol 2006;19:95-100.
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  6. Langley RG, Burton E, Walsh N, et al: In vivo konfokale Scanning-Lasermikroskopie gutartiger Lentigines: Vergleich mit konventioneller Histologie und in vivo Merkmalen der Lentigo maligna. J Am Acad Dermatol 2006;55:88-97.
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Autoren-Kontakte

Philippe Bahadoran, MD

CHU Nice, Hôpital Archet-2

151, route Saint-Antoine-Ginestière

FR-06202 Nice (France)

Tel. +33 492 036 223, E-Mail [email protected]

Artikel / Publikationsdetails

Online veröffentlicht: März 09, 2012
Erscheinungsdatum: Juli 2012

Anzahl der Druckseiten: 3
Anzahl der Abbildungen: 4
Anzahl der Tabellen: 0

ISSN: 1018-8665 (Print)
eISSN: 1421-9832 (Online)

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