Rhabarber: Eine Liebesaffäre

Die Krönung einer neuen Königin löst immer eine Flut von Erinnerungsstücken aus, und die Krönung von Königin Victoria im Jahr 1837 war keine Ausnahme. Aber unter all den billigen Erinnerungsstücken und kitschigem Schnickschnack befand sich ein echter Hingucker – eine verblüffende neue Rhabarbersorte, die niemand zuvor gesehen hatte.

Das stimmt. Rhabarber.

Obwohl dieses schlichte, unscheinbare Gemüse in der britischen Küche schon lange bekannt war, eroberte die Pflanze die englischsprachige Welt erst im Jahr 1837 im Sturm. Tatsächlich markierte die Einführung dieses skurrilen Krönungs-Gedenkstücks den Beginn einer langen und leidenschaftlichen Liebesbeziehung zwischen den Viktorianern und dem Rhabarber.

Rhabarber wurde schon seit langem in Torten, Puddings und Fools verwendet. Aber die Pflanze war nicht unproblematisch. Gift, zum Beispiel. Die breiten, flachen Blätter sind furchtbar giftig, da sie giftige Oxalsäure enthalten. Und die essbaren Stängel, die mit ausreichend Zucker gedünstet zwar schmackhaft sind, konnten je nach Wachstumsbedingungen und anderen ungewissen Variablen dennoch strähnig und zäh sein.

Mit der Einführung der Sorte Victoria war all dem ein Ende gesetzt. Victoria-Rhabarber war der Rhabarber, auf den das 19. Jahrhundert gewartet hatte. Leicht anzubauen, zuverlässig robust und gleichbleibend süß und zart, war Victoria-Rhabarber von Anfang an ein Volltreffer. Und die viktorianische Besessenheit von Rhabarber hatte wirklich begonnen.

Sie gaben Rhabarber in alles. Marmeladen, Gelees, Pasteten, Puddings, Fools und Puddings. Und obwohl Rhabarber im Allgemeinen als Obst behandelt wird, tauchte er in den Rezepten der damaligen Zeit auch als schmackhafte Zutat auf, die häufig mit Fleisch und Käse in Füllungen und Soßen kombiniert wurde.

Der Kult um den Victoria-Rhabarber nahm bald mythische Ausmaße an, und selbst die Ernte der Pflanze war von geheimnisvollen und romantischen Anklängen umhüllt. Es dauerte nicht lange, bis britische Landwirte entdeckten, dass die süßesten Ernten durch das “Erzwingen” von Rhabarber erzielt wurden, d. h. durch den Anbau in völliger Dunkelheit unter sorgfältig kontrollierten Bedingungen. Da starkes Licht die Pflanzen schädigen konnte, wurde die Ernte nachts bei Fackelschein durchgeführt. Diese Praxis wird auch heute noch angewandt, vor allem im berühmten “Rhabarber-Dreieck” in West Yorkshire, das einst 90 Prozent des süßen Zwangsrhabarbers der Welt lieferte.

Rhabarber erfreute sich etwa 100 Jahre lang großer Beliebtheit. Doch die Ausweitung des Handels nach den Weltkriegen führte zu mehr Konkurrenz, und schließlich fiel Rhabarber in Ungnade und erwarb den Ruf, schwerfällig und altmodisch zu sein. Nur wenige überzeugte Anhänger nahmen noch Rezepte für Rhabarberkuchen in ihre Kochbücher auf, und selbst dann handelte es sich in der Regel nur um eine historische Fußnote.

Aber Rhabarber befindet sich wieder im Aufschwung und steht nun vor einem Comeback in den ersten Jahrzehnten des 21. Yorkshire-Zwangsrhabarber genießt jetzt den Status einer geschützten Ursprungsbezeichnung: Wie bei Champagner und Stilton-Käse darf diese Bezeichnung nur auf Rhabarber angewandt werden, der aus dem zugelassenen Teil von Yorkshire stammt. Und das Ritual der Ernte bei Fackelschein – in vielen Fällen mit denselben gusseisernen Fackeln, die schon vor 150 Jahren verwendet wurden – findet jedes Jahr mehr Beachtung in der Presse. Rezepte tauchen allmählich in modernen Kochbüchern und Magazinen auf, und die alte Lieblingsspeise der Viktorianer ist endlich wieder in Mode.

Fool ist ein traditionelles englisches Dessert, das im 19. Jahrhundert auf beiden Seiten des Atlantiks beliebt war. Es ist einfach zuzubereiten und für ein Dessert relativ gesund. Im Allgemeinen besteht es aus pürierten Früchten, die sanft in einen leichten, säuerlichen Pudding eingelegt werden. In dieser Version wird anstelle von Pudding gesüßter griechischer Joghurt und Schlagsahne verwendet, was dem Gericht eine herrliche Säure verleiht.

RHUBARB FOOL

Anfang bis Ende: 2 Stunden
Gerichte: 8

2 Tassen Rhabarber, grob geschnitten
1/2 Tasse Zucker
1 1/2 Tasse Schlagsahne
16 Unzen griechischer Joghurt

Den Rhabarber mit dem Zucker in einen Topf bei niedriger Hitze geben. Zugedeckt köcheln lassen, bis er weich ist. Den Deckel abnehmen, die Hitze auf mittlere Stufe stellen und einen Teil des Saftes verdampfen lassen. Beiseite stellen und abkühlen lassen.

Die Sahne schlagen, bis sie weiche Spitzen bildet, dann vorsichtig den Joghurt unterheben. Den abgekühlten Rhabarber locker unterheben (man sollte noch leuchtend rote Streifen in der hellen weißen Sahne-Joghurt-Mischung sehen können) und mindestens eine Stunde im Kühlschrank kalt stellen.

In flachen Schalen oder Gläsern servieren.

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