Warum wurde “Die Simpsons” auf Disney+ statt Hulu umgeleitet

Disney+ Die Simpsons Hulu

Die Simpsons sind kaum ohne Kritik und Kontroversen über ihre Laufzeit, warum also sollte Disney sie auf Disney+ bringen? FOX

Disney+ ist im Grunde genommen so konzipiert, dass es dank seines breiten Spektrums an harmlosen Inhalten sowohl von Eltern als auch von Kindern genossen werden kann. Geliebte, aber sorgfältig aufpolierte Marken wie Pixar, Marvel und Star Wars positionieren den Dienst als familienfreundliches Streaming-Angebot. Deshalb ist es auch so seltsam, dass die Simpsons auf Disney+ und nicht auf Hulu landen.

Die treibende Kraft hinter Disneys Übernahme von 20th Century Fox war es, sich mit neuen Inhalten einzudecken, die seine Streaming-Bemühungen unterstützen würden. Das gesamte Material von Fox, das sich an Erwachsene richtet, sollte zu Hulu umgeleitet werden, während die familienfreundlichen Vier-Quadranten-Angebote dazu beitragen sollten, Disney+ zu stärken. Die Simpsons mögen zwar ein Zeichentrickfilm sein, aber Kritik und Kontroversen waren ihnen im Laufe der Jahre nicht fremd, was sie zu einer seltsamen Ergänzung für den blitzsauberen Streamer macht.

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In jüngster Zeit ist die Serie wegen der Darstellung der wiederkehrenden Figur Apu Nahasapeemapetilon, dem indischen Besitzer des Kwik-E-Mart, der von Hank Azaria gesprochen wird, in die Kritik geraten. Der Widerstand gipfelte 2017 in dem Dokumentarfilm The Problem with Apu, in dem negative Stereotypen und rassistische Mikroaggressionen untersucht werden. Dies geschah, nachdem zuvor Vorwürfe kultureller Unsensibilität im Zusammenhang mit Episoden wie “Bart vs. Australia” (Staffel 6) und “Blame It on Lisa” (Staffel 13) laut geworden waren. Bei der Einführung ließ Disney+ auch absichtlich Michael Jacksons Auftritt in der ersten Staffel von 1991 weg. Andernorts gibt es zahllose Beispiele dafür, wie die Simpsons gutmütigen, aber erwachsenengerechten Humor nutzen, um das Publikum mit Inhalten zu unterhalten, die nach Ansicht der meisten Eltern nicht für kleine Kinder geeignet sind.

Warum hat Disney die Serie dann nicht an Hulu geschickt? Weil die Simpsons ein Segen für jeden noch jungen Streaming-Dienst sind.

Beliebte Bibliotheksinhalte helfen Over-the-Top-Plattformen, Kunden zu binden und die gefürchtete Abonnentenabwanderung zu vermeiden. Sitcoms sind ein besonders wirksames Mittel gegen Abbestellungen, was ein Grund dafür ist, dass Friends, The Office, Seinfeld und The Big Bang Theory neunstellige Summen verschlingen. Es handelt sich um leicht verdauliche Programmhits, die sowohl von aktiven als auch von passiven Zuschauern konsumiert werden können, die entweder voll und ganz auf der Couch sitzen oder am Tisch Rechnungen schreiben, während im Hintergrund Disney+ läuft. Streamer verlassen sich bei der täglichen Nutzung auf diese Serien.

Die Simpsons sind die am längsten laufende Serie in der Geschichte des Fernsehens und laufen derzeit in der 31sten (!) Staffel. Trotz der sinkenden Qualität der Serie gilt sie als Vorläufer von Zeichentrickserien wie South Park und Family Guy und ist nach wie vor ein beliebtes Kulturgut. Während die Gesamtzahl der Abonnements eine wichtige Kennzahl in den Streaming-Kriegen ist, ist die Anzahl der gesehenen Stunden wohl der wichtigste Faktor für den Erfolg.

Friends erzielte mit 236 Episoden 425 Millionen Dollar auf dem freien Markt, während The Office mit 201 Episoden 500 Millionen Dollar kostete. Die Simpsons haben 670 Episoden bzw. über 245 Stunden Inhalt. Zum Vergleich: Alle 23 Filme des Marvel Cinematic Universe kommen zusammen auf nur 48 Stunden. Alle 10 Star-Wars-Filme kommen auf mehr als 22 Stunden. Die Simpsons beziehen ihren Wert als Streaming-Produkt aus ihrer Langlebigkeit.

So weit scheint die Strategie zu funktionieren. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels sind die Simpsons die meistgesehene Sendung auf Apple TV, wie auch schon am 12. November, dem Tag des Starts von Disney+. Der Trend ist wahrscheinlich algorithmisch und variiert von Nutzer zu Nutzer, aber die 10 Millionen Abonnenten von Disney+ stürzen sich eindeutig auf den Katalog.

Warum hat Disney also die kantigen Simpsons zu Disney+ geschickt und nicht zu Hulu, das besser geeignet gewesen wäre? Ganz einfach: Um seinem noch jungen Streaming-Dienst einen frühen Schub zu geben, damit er in Schwung kommt. Das Geschäft übertrumpft das Branding jedes Mal.

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