Weil am Rhein

Fernseher, die sich in die Decke einziehen, schwenkbare Wände mit eingebauter Minibar, unterirdische “Atomstädte” – die Arbeiten des italienischen Designers Joe Colombo könnten dem Set eines zeitgenössischen James-Bond-Films entsprungen sein. Sie verströmen den Geist der schrillen Sechzigerjahre und bestechen gleichzeitig durch ihre Funktionalität und ihre markanten Formen. Als einer der erfolgreichsten Designer seiner Zeit schuf Colombo Designklassiker wie den Sessel “Elda”, den Stuhl “Universale” oder die Leuchte “Alogena”. Im Jahr 1971 starb er im Alter von 41 Jahren. Die Ausstellung “Joe Colombo – Inventing the Future” war die erste internationale Retrospektive, die dem Werk Colombos gewidmet war.
Die in enger Zusammenarbeit mit dem Nachlass von Joe Colombo produzierte Ausstellung präsentierte eine Fülle von nie zuvor gezeigten Materialien zu Joe Colombos Werk. Dazu gehörten frühe Originalobjekte und Prototypen von Colombos wichtigsten Möbelentwürfen sowie viele Originalskizzen, Pläne, Broschüren, Architekturmodelle, mehrere Filme und Originalfotos. In vier Gruppen gegliedert, zeichnete die Ausstellung die rasante Entwicklung von Colombos kurzem Leben nach und vermittelte einen lebendigen Eindruck von der enormen Produktivität des Designers, die schon zu Lebzeiten die Zeitgenossen faszinierte.
Der erste Bereich zeigte Colombos Frühwerk aus den 1950er Jahren. Colombo studierte Kunst an der Mailänder Brera-Akademie und schloss sich in den frühen 1950er Jahren der von Enrico Baj und Sergio Dangelo gegründeten Bewegung der Nuklearmalerei an. Schon früh interessierte er sich für Architektur, entwarf die Utopie einer unterirdischen Atomstadt, besuchte die Mailänder Jazzclubs und begann sich für Design zu interessieren.
Der zweite Teil stellt den Beginn von Colombos Karriere als Designer dar, die um 1962 begann. Innerhalb weniger Jahre schuf Colombo viele seiner bekanntesten Entwürfe und begann eine produktive Zusammenarbeit mit wichtigen Designfirmen seiner Zeit wie Kartell, Zanotta, Stilnovo, O-Luce, Alessi und Rosenthal, wobei die meisten seiner Entwürfe bis heute von diesen Firmen produziert werden. Mit “Universale” von 1964-67 schuf Colombo einen der ersten Stühle, die aus einem einzigen Material geformt wurden. Innovative Formen erzielte er auch mit Möbeln aus Sperrholz, Leder und Rattan sowie Leuchten, die zu den vielen bekannten Einzelobjekten zählen.
Der dritte Teil der Ausstellung präsentierte Sitzmöbel wie den “Tube Chair” und den “Multi Chair”, die ein breites Spektrum an Einsatzmöglichkeiten bieten, sowie die zahlreichen Beispiele von Containermöbeln, die als multifunktionale Einheiten den Wohnraum der Zukunft gestalten sollen. Colombos Vision einer rationalen Welt, in der das Design auf wissenschaftlicher Forschung beruhen sollte, wurde auch durch seine zahlreichen Beiträge im Bereich des Industriedesigns veranschaulicht, darunter Automobile, Uhren, Skibindungen, Brillen, Klimaanlagen sowie ein Bordservice-Tablett für die italienische Fluggesellschaft Alitalia. Im vierten Bereich der Ausstellung zeigten vier ausgewählte Projekte aus den letzten Lebensjahren Colombos, wie der Designer von 1969 bis 1971 an der Synthese all seiner zuvor entwickelten Ideen arbeitete. In futuristischen Interieurs wie Visiona 1, seiner eigenen Wohnung von 1970 und der Total Furnishing Unit von 1971 verschmolz Colombo die einzelnen Objekte der häuslichen Einrichtung zu komplexen, multifunktionalen “Wohnmaschinen”, die sich den Bedürfnissen und Wünschen der Bewohner anpassen sollten. Mit diesen Entwürfen, die ihrer Zeit weit voraus waren, schuf Colombo Ikonen des futuristischen Designs der sechziger Jahre.

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Ausstellungsrundgang
03.04.2009 – 30.08.2009 Grassi Museum, Leipzig, Deutschland
06.06.2008 – 31.08.2008 Kunsthaus Graz, Graz, Österreich
28.03.2007 – 19.08.2007 Musée des Arts Décoratifs, Paris, Frankreich
02.12.2006 – 25.02.2007 Manchester Art Gallery, Manchester, Großbritannien
20.01.2006 – 10.09.2006 Vitra Design Museum, Weil am Rhein, Deutschland
15.09.2005 – 18.12.2005 Triennale di Milano, Mailand, Italien

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